Bruxismus ist ein vor allem im jungen Erwachsenenalter häufiges Problem. Jede*r fünfte Erwachsene ist davon betroffen. Man unterscheidet zwischen Zähneknirschen und Zähnepressen. Es gibt aber auch ein reines Anspannen der Kiefermuskulatur ohne Zahnkontakte. Bei allen Varianten handelt es sich um unbewusste Muskelaktivität, die entweder tagsüber oder nachts stattfindet. Interessanterweise scheint der Bruxismus tagsüber bei Erwachsenen fast doppelt so häufig vorzukommen als nächtliches Zähneknirschen und -pressen. Bruxismus ist an sich keine Krankheit, kann jedoch relevante Gesundheitsrisiken verursachen.
Bruxismus ist eine wiederholte Kaumuskelaktivität, charakterisiert durch Kieferpressen und Zähneknirschen und/oder Anspannen oder Verschieben des Unterkiefers ohne Zahnkontakt. Bruxismus kommt in zwei zu unterscheidenden zirkadianen Erscheinungsformen vor: er kann während des Schlafs auftreten (Schlafbruxismus) und während des Wachseins (Wachbruxismus).
Die unangenehmen Folgen von Bruxismus sind einerseits Zahnschäden durch verstärkte Abnutzung. Andererseits führt Bruxismus meistens zu Verspannungen der Kiefermuskulatur selber und dadurch zu Schmerzen. Manche stellen eine Überempfindlichkeit der Zahnhälse, eine Ermüdung der betroffenen Muskulatur oder eine sich wie eingerostet anfühlende Mundöffnung fest. Die Dysbalance im Bereich der Kopf- und Halsmuskulatur kann sich außerdem in Kopfschmerzen und ausstrahlenden Schmerzen im Nacken äußern. Sogar bis ins Ohr können die Schmerzen ausstrahlen. Ein Zusammenhang mit der kraniomandibulären Dysfunktion (CMD) und Kiefergelenksproblemen ist möglich. Da es sich meist um eine chronische Symptomatik handelt, kann Bruxismus einen hohen Leidensdruck hervorrufen. Viele Betroffene empfinden die Beschwerden als psychische Belastung.
Was ist die Ursache für Bruxismus?
Es gibt einige Medikamente und Erkrankungen, die Bruxismus auslösen können. Zu den Erkrankungen zählen die Schlafapnoe (=Atem-Aussetzer während des Schlafs) und die Reflux-Erkrankung. Bei beiden Erkrankungen wird die Kiefermuskulatur reflexartig als Schutzmechanismus angespannt. Es macht Sinn, diese behandelbaren Diagnosen ärztlich abklären zu lassen, wenn man unter einer chronischen Verspannung der Kaumuskulatur leidet.
In den meisten Fällen findet sich bei Bruxismus jedoch kein alleiniger Auslöser. Das wird als primärer Bruxismus bezeichnet. Bei diesem sind genetische Faktoren, Stress, Ängste, neuroaktive Substanzen (z.B. Alkohol, Koffein) und Schlafstörungen an der Entstehung beteiligt sein. Es besteht die Vermutung, dass es sich um einen „Stressverarbeitungs“-Mechanismus handelt, der unbewusst und automatisiert von bestimmten Hirnzentren im Schlaf- und Wachzustand gesteuert wird.
Behandlungsoptionen bei Bruxismus
Tatsächlich gibt es für den primären Bruxismus keine kausale Behandlungsmethode. Das bedeutet, dass man die Ursache nicht behandeln kann, sondern stattdessen versucht die Symptome zu lindern. Je früher das Problem erkannt und behandelt wird, desto besser. Damit kann die Zunahme von Symptomen und Folgeschäden verhindert werden.
Die aktuelle evidenzbasierte Leitlinie „Diagnostik und Behandlung des Bruxismus“ führt die unterschiedlichen Behandlungsmethoden auf.
1. Schienentherapie
Der erste Behandlungsversuch bei Bruxismus ist in den meisten Fällen die Anfertigung einer Aufbissschiene durch die Zahnärzt*in. Ein zahnärztlicher Besuch macht auf jeden Fall Sinn, da bei diesem die klinischen Zeichen für Bruxismus festgestellt werden können. Damit kann eine Diagnose gestellt werden. Zu den objektiven Anzeichen gehören unter anderem vergrößerte Kaumuskeln (die auch druckschmerzhaft sein können), Abnutzungserscheinungen an den Zähnen, freiliegende Zahnhälse und Zahnabdrücke an Zungenrand und Wange. Nicht immer müssen alle diese Zeichen vorhanden sein. Die Diagnose Bruxismus kann trotzdem gestellt werden.
Zahn-Schienen können die Aktivität der Kaumuskulatur verringern und die Kräfte gleichmäßig verteilen. Dadurch können Schmerzen gelindert werden. Vor allem dienen die Schienen dazu die Zähne vor weiterer Abnutzung zu schützen. Auch die Lebensdauer von Füllungen und Kronen kann dadurch verlängert werden.
Die Schienentherapie wird in der Regel von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen übernommen. Zahnärzt*innen können außerdem über die Folgen des Bruxismus aufklären und regelmäßige Kontrolluntersuchungen vornehmen, die ebenfalls von den Versicherungen bezahlt werden.
2. Manuelle Therapie
Manuelle Therapien sind weitere Therapiemethoden, bei denen die betroffene Muskulatur direkt behandelt wird. Besonders bei schmerzhafter Muskulatur, ausstrahlenden Schmerzen und Verspannungen kann die manuelle Therapie Linderung bringen. Zu den manuellen Verfahren gehören Physiotherapie, Osteopathie und medizinische Massage. Ziele der Behandlung sind die Entspannung der Kaumuskulatur und eine verbesserte Beweglichkeit der Kiefergelenke. Die Therapeut*in kann außerdem zur Selbstbehandlung anleiten.
3. Entspannungsverfahren, Biofeedback und Psychotherapie
Wenn das Zähneknirschen oder -pressen tagsüber auftritt (sogenannter Wach-Bruxismus), dann kann man versuchen selber etwas dagegen zu tun. Es wird empfohlen farbige Aufkleber oder kleine Klebezettel an Gegenständen (Spiegel, Bildschirme, Uhr) anzubringen. Dadurch soll man erinnert werden mit geschlossenen Lippen den Mund zu öffnen und dann wieder so weit zu schließen, dass sich die Zähne nicht berühren. Achtsamkeit, verbesserte Selbstbeobachtung und eine „normale“ entspannte Kieferposition zu lernen sind die Ziele dieser Entspannungsübungen. Aktive Muskelentspannung kann natürlich nur tagsüber angewendet werden. Da die verstärkte Muskelaktivität aber meistens völlig unbewusst und in Phasen hoher Konzentration auftritt, kann das Erlernen dieser Methode schwierig sein.
Beim Biofeedback kommen Geräte zum Einsatz, die durch ein Signal anregen sollen die Muskelaktivität zu reduzieren. Diese Geräte können auch nachts bei Schlaf-Bruxismus angewendet werden. Ein Nachteil ist jedoch, dass man dadurch geweckt werden kann, was dann ebenfalls zu gestörtem Nachtschlaf führt.
Als psychotherapeutische Verfahren können kognitive Verhaltenstherapie, autogenes Training und Progressive Muskelentspannung genannt werden. Diese zielen eher auf eine längerfristige Besserung aus. Da Bruxismus häufig im Zusammenhang mit Stress verstärkt auftritt, kann es durchaus Sinn machen sich im Rahmen psychologischer Verfahren mit Stressfaktoren und eigenen Denk- und Verhaltensmustern auseinanderzusetzen. Auch wenn bereits durch eine andere Behandlungsmethode eine Besserung der Beschwerden erreicht werden konnte.
Ich hab gelesen, dass man Kiefermuskeln auch mit BTX® behandeln kann. Die sind bei mir chronisch verspannt und schmerzhaft. Ich knirsche nicht, sondern presse meine Zähne zusammen. Ich hatte auch schonmal eine Schiene vom Zahnarzt, aber das hat nichts gebracht.
4. Medikamentöse Muskelentspannung
Die Kaumuskulatur kann beim Knirschen und Pressen Kräfte bis 950 Newton entwickeln. Maßgeblich beteiligt ist dabei der Musculus masseter, der stärkste der vier Kaumuskeln und überhaupt der stärkste Muskel unseres Körpers. Die Behandlung des Muskels mit BTX® ist eine rasch wirksame Methode um vorübergehend die Muskelaktivität zu mindern und Schmerzen zu lindern. Sie kommt vor allem zum Einsatz, wenn eine Schienen-Therapie keine Besserung gebracht hat. Es handelt sich um einen sogenannten „Off-Label-Use“. Darüber muss vor der Behandlung aufgeklärt werden. Derzeit besitzt keines der in Deutschland verfügbaren BTX®-Präparate die offizielle Zulassung für die Behandlung von Bruxismus. Klinische Erfahrung sowie medizinische Studien und die aktuelle Leitlinie weisen jedoch ganz klar auf eine Wirksamkeit der BTX®-Behandlung bei Bruxismus hin.
In meiner Praxis in München biete ich die Masseter-Behandlung mit BTX® als Therapie bei Bruxismus an.
FAQ: Häufige Fragen zur Masseter-Behandlung bei Bruxismus
Wie läuft eine Masseter-Behandlung bei Bruxismus ab?
Nach der Desinfektion wird das Medikament mit einer sehr feinen Nadel direkt in die Kaumuskulatur injiziert. Manchmal ist dabei ein leichtes Brennen spürbar. Die Behandlung dauert nur wenige Minuten. Die muskelentspannende Wirkung beginnt in der Regel nach 2-7 Tagen. Damit kommt es auch oft schon zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden. Nach etwa 14 Tagen ist die Wirkung dann voll ausgeprägt. Bei Vorliegen einer Masseter-Hypertrophie beginnt die gesichtsverschmälernde Wirkung meistens nach 4-6 Wochen.
Ist die Masseter-Behandlung bei Bruxismus schmerzhaft?
Den Einstich merkt man in der Regel gar nicht, weil die verwendete Nadel extrem dünn ist. Bei der Injektion kann ein leichtes Brennen spürbar sein. Dadurch ist die Behandlung vielleicht etwas unangenehm, aber nicht wirklich als schmerzhaft zu bezeichnen.
Gibt es Nebenwirkungen?
Bis auf eine leichte Rötung an der Einstichstelle handelt es sich bei einer erfahrenen doppelapprobierten Ärztin und Zahnärztin um eine sehr nebenwirkungsarme Behandlung. Selten kann auch mal ein kleiner blauer Fleck an der Einstichstelle entstehen. Genaue Anatomie-Kenntnisse sind notwendig, damit das Medikament auch wirklich im Zielmuskel ankommt. Ein leichter Muskelschmerz kann etwa eine Woche nach der Injektion auftreten, verschwindet aber schnell wieder („wie Muskelkater“). Nur beim Kauen von harten Nahrungsmitteln kann man gelegentlich merken, dass die Kaumuskulatur etwas schwächer ist als gewohnt.
Wie lang hält die Wirkung der Behandlung an?
Bei der Masseter-Behandlung ist mit einer Wirkung im Bereich von 4-6 Monaten zu rechnen. Bei wiederholten Behandlungen kann sich die Wirkdauer verlängern. Ich empfehle nach der Masseter-Behandlung in meiner Praxis in München auf das Kauen von Kaugummi zu verzichten, um eine möglichst lange Wirkdauer zu erreichen.
Wieviel kostet eine Masseter-Behandlung?
Die Bruxismus-Behandlung in meiner Praxis in München kostet zwischen 465 und 650€, abhängig von Dosis und Behandlungsaufwand.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten?
Private Krankenversicherungen übernehmen häufig Fällen die Kosten, wenn die Diagnose bereits besteht. Die Kostenübernahme muss vor der Behandlung abgeklärt werden. Das Vorliegen eines Bruxismus sollte in jedem Fall vorher bei einer zahnärztlichen Untersuchung bestätigt worden sein. Dort kann auch festgestellt werden, ob zunächst eine Schienen-Therapie sinnvoll ist. Wenn die Krankenversicherung die Kosten nicht übernimmt, dann handelt es sich um eine Selbstzahlerleistung.
Alle weiteren Fragen können gerne bei einem Beratungstermin in meiner Praxis in München besprochen werden. Eine Beratung ist auch über die Video-Sprechstunde möglich.